Du scrollst durch LinkedIn, ein Video startet automatisch. 15 Sekunden später weißt du genau, worum es geht – oder du hast schon weitergewischt. Diese 15 Sekunden entscheiden alles. Aber ist das wirklich die perfekte Länge für einen Erklärfilm, oder brauchen manche Themen einfach mehr Zeit zum Atmen?
Die Frage nach der idealen Dauer beschäftigt jeden, der mit Erklärvideos arbeitet. Und ehrlich? Es gibt keine Universalantwort. Aber es gibt verdammt gute Faustregeln. Die Faustregel lautet: Ein erfolgreiches Erklärvideo sollte maximal 120 Sekunden dauern, wobei kürzere Formate häufig noch effektiver sind.
Der 60-90 Sekunden Sweet Spot: Warum diese Länge funktioniert
Laut aktuellen Studien bleibt das Zuschauerengagement bei Videos mit einer Länge von bis zu zwei Minuten konstant, weshalb die meisten Vermarkter auf diesen Zeitraum setzen.
60 bis 90 Sekunden – das ist der Klassiker unter den Erklärfilm-Formaten. Nicht umsonst. In dieser Zeitspanne passiert etwas Magisches: Du schaffst es, ein Problem zu etablieren, eine Lösung zu präsentieren und den Zuschauer zum Handeln zu bewegen, ohne dass er unruhig wird.
Warum funktioniert das so gut? Naja, unsere Aufmerksamkeitsspanne ist... nun ja, nicht gerade legendär. Studien zeigen, dass die durchschnittliche Aufmerksamkeitsspanne bei digitalen Inhalten bei etwa 8 Sekunden liegt. Das klingt brutal kurz, aber in 60-90 Sekunden kannst du diese 8 Sekunden immer wieder neu erobern – durch Wendungen, visuelle Highlights, überraschende Fakten.
Ein gut gemachtes 2D-Animation Marketing Video schafft es, in 90 Sekunden eine komplette Geschichte zu erzählen. Problem, Lösung, Nutzen – fertig. Mehr braucht es oft nicht.
Ultrakurze Formate: Wenn 30 Sekunden reichen müssen
Instagram Stories, TikTok, LinkedIn-Feed – hier herrschen andere Gesetze. 15 bis 30 Sekunden, mehr geht nicht. Aber hey, manchmal ist weniger tatsächlich mehr.
Ultrakurze Formate funktionieren besonders gut für:
- Produktteaser
- Call-to-Action Videos
- Aufmerksamkeits-Hooks
- Markenbekanntheit
Der Trick bei diesen Mini-Erklärfilmen? Fokus auf EIN zentrales Element. Nicht drei Vorteile erklären, sondern einen richtig gut. Nicht die ganze Unternehmensgeschichte, sondern den einen Moment, der zählt.
Mir ist neulich aufgefallen, wie oft ich selbst bei 15-Sekunden-Videos hängenbleibe – aber nur, wenn sie sofort zur Sache kommen. Keine Intro-Musik, kein langes Logo, direkt rein ins Thema.
Plattform bestimmt Format: Website vs. Social Media
Hier wird's interessant. Die Plattform entscheidet oft mehr über die ideale Länge als der Inhalt selbst.
Website-Videos dürfen gerne länger sein. 2-3 Minuten? Kein Problem. Die Leute sind schon da, haben bewusst deine Seite besucht. Sie bringen mehr Geduld mit. Hier kannst du ausführlicher werden, Details erklären, verschiedene Aspekte beleuchten.
Social Media ist gnadenlos. Facebook mag 60 Sekunden, Instagram Stories leben von 15-Sekunden-Häppchen, YouTube toleriert auch mal 3 Minuten – aber nur bei richtig gutem Content. Auf Social Media entscheidet die Videodauer maßgeblich darüber, ob Nutzer bis zum Ende am Ball bleiben – besonders bei Facebook und Instagram sind kurze Sequenzen meist erfolgreicher.
E-Learning und Schulungen spielen in einer ganz anderen Liga. Hier können Erklärvideo-Formate auch mal 5-10 Minuten dauern. Die Zuschauer sind motiviert zu lernen, haben Zeit eingeplant.
B2B vs. B2C: Verschiedene Geduldslevels
B2B-Entscheider haben oft mehr Geduld für Details. Ein B2B Marketing Erklärfilm darf auch mal 2-3 Minuten dauern, wenn er komplexe Software-Features oder Geschäftsprozesse erklärt.
B2C-Kunden? Die wollen sofort verstehen, was für sie drin ist. 60 Sekunden sind hier oft das Maximum. Ausnahmen gibt es natürlich – besonders bei erklärungsbedürftigen Produkten.
Ein Software-Unternehmen kann seinem CTO-Publikum durchaus 180 Sekunden zumuten, um eine neue KI-Lösung zu erklären. Ein Konsumprodukt muss in 45 Sekunden überzeugen, sonst ist der Kunde weg.
Format beeinflusst Länge: Animation vs. Realfilm
Verschiedene Erklärfilm-Techniken vertragen unterschiedliche Längen:
2D-Animation kann problemlos 90-120 Sekunden füllen, ohne langweilig zu werden. Die Bildsprache ist dynamisch, hält die Aufmerksamkeit.
Whiteboard-Animationen leben vom Entstehungsprozess. Hier darf's auch mal 2-3 Minuten dauern – das Zusehen beim Zeichnen ist hypnotisch.
Realfilm wirkt oft direkter, braucht weniger Zeit für den gleichen Informationsgehalt. 60 Sekunden Realfilm können mehr transportieren als 90 Sekunden Animation.
Motion Graphics sind perfekt für datenreiche Inhalte. Hier kann auch ein 2-Minuten-Video richtig fesseln.
Die goldene Regel: So kurz wie möglich, so lang wie nötig
Klingt wie ein Kalenderspruch, ist aber die einzige Regel, die wirklich zählt. Jede Sekunde muss einen Zweck haben. Jeder Satz muss die Geschichte voranbringen.
Das erkenne ich oft schon beim Skript schreiben. Wenn ich merke, dass ich um den heißen Brei rede, wird's Zeit zu kürzen. Wenn wichtige Aspekte unter den Tisch fallen, braucht's mehr Zeit.
Modulare Strukturen: Die Lösung für verschiedene Kanäle
Hier kommt ein Profi-Trick: Erstelle nicht einen 3-Minuten-Film, sondern drei 1-Minuten-Module. Modul 1 funktioniert als eigenständiger Social Media-Clip, alle drei zusammen ergeben das vollständige Produktvideo.
Das ist wie ein modulares Sofa – einzelne Teile funktionieren allein, zusammen wird's zum kompletten System.
Diese Herangehensweise spart Zeit und Budget. Ein Dreh, mehrere Formate. Ein Skript, verschiedene Längen. Smart, oder?
Typische Fehler bei der Formatwahl
Der häufigste Fehler? Zu viel in zu wenig Zeit pressen. 30 Sekunden für fünf verschiedene Features – das funktioniert nicht. Das Gegenteil auch nicht: 3 Minuten für eine simple App-Funktion sind Zeitverschwendung.
Reizüberflutung entsteht, wenn zu viele Informationen zu schnell kommen. Langeweile, wenn zu wenig passiert. Die Balance zu finden ist eine Kunst – und braucht Erfahrung.
Manchmal hilft es, das Video einem Kollegen zu zeigen, der das Thema nicht kennt. Versteht er es? Bleibt er dran? Das sind die wichtigsten Fragen.
Zielgruppe bestimmt Geduld
Senioren haben oft mehr Geduld für längere Erklärungen. Generation Z will's schnell und visuell. B2B-Entscheider gewähren dir mehr Zeit, wenn der Inhalt relevant ist.
Ein Schulvideo darf auch mal 5 Minuten dauern – Schüler sind im Lernmodus. Ein Marketing-Video auf der Homepage sollte in 90 Sekunden fertig sein.
Das ist wie beim Kochen – je nach Gast passt du die Portionsgröße an.
Skript als Längen-Bestimmer
Das Skriptschreiben verrät dir oft schon, wie lang dein Film wird. Eine Seite Skript entspricht etwa 60-90 Sekunden Video. Mehr als anderthalb Seiten? Dann wird's länger als 2 Minuten.
Aber Vorsicht: Nicht jeder Satz ist gleich lang im Video. Animationen brauchen Zeit, Pausen sind wichtig, visuelle Elemente sprechen manchmal für sich.
Die Zukunft gehört der Flexibilität
Wir steuern auf eine Welt zu, in der KI-gestützte Personalisierung auch die Videolänge anpasst. Je nach Nutzerverhalten, Tageszeit, Gerät. Das wird spannend.
Bis dahin gilt: Kenne deine Zielgruppe, teste verschiedene Längen, miss die Ergebnisse. Ein 45-Sekunden-Video mit 80% Completion Rate schlägt oft ein 2-Minuten-Video mit 30% Completion Rate.
Vielleicht geht es am Ende gar nicht darum, die perfekte Länge zu finden – sondern die perfekte Geschichte für die verfügbare Zeit. Manchmal braucht eine gute Idee eben nur 30 Sekunden, um zu zünden.