Neulich stand ich vor einem Pitch. Mittelständler, solide Zahlen, gutes Produkt. Die Landingpage? Textlastig, generisch, austauschbar. Conversion-Rate: 1,2 Prozent. Der CMO sagte: „Wir brauchen mehr Traffic." Ich sagte: „Sie brauchen ein Video." Vier Wochen später: 90-Sekunden-Erklärfilm auf der Startseite. Conversion: 3,8 Prozent. Keine Änderung am Text. Keine neue Kampagne. Nur ein Video, das erklärt, statt zu labern.
Das ist kein Einzelfall. Erklärfilme sind keine Content-Deko. Sie sind strategische Marketing-Assets, die Komplexität reduzieren, Vertrauen aufbauen und Entscheidungen beschleunigen. Aber: Die meisten Unternehmen setzen Videos zufällig ein. Mal auf YouTube, mal im Newsletter, mal auf der Messe – ohne System, ohne Strategie, ohne Messung. Das Ergebnis? Verpuffter Aufwand.
Diese Pillar Page zeigt, wie Erklärfilme im Marketing funktionieren – nicht als Spielerei, sondern als integrierter Bestandteil deiner Go-to-Market-Strategie. Von der Format-Wahl über die Platzierung bis zur KPI-Steuerung. Strukturiert. Praxisnah. Messbar.
Was ist ein Erklärfilm – und warum unterscheidet er sich fundamental von klassischer Werbung?
Ein Erklärfilm ist kein Werbespot. Das klingt banal, wird aber ständig verwechselt. Werbung will verkaufen. Erklärfilme wollen verstehen lassen. Der Unterschied liegt nicht im Format, sondern in der Funktion.
Ein klassischer Werbespot setzt auf Emotion, Brand Recall, Interruption. 30 Sekunden, High Production Value, Image-Botschaft. Ein Erklärfilm hingegen reduziert Komplexität. Er beantwortet die Frage: „Was ist das, und warum ist es für mich relevant?" Nicht mit Adjektiven, sondern mit Struktur.
Konkret: Ein Erklärfilm baut auf einem narrativen Dreischritt auf – Problem, Lösung, Nutzen. Das ist keine kreative Spielerei, sondern psychologische Grundmechanik. Menschen treffen Kaufentscheidungen nicht, weil sie alles verstanden haben, sondern weil sie das Gefühl haben, verstanden zu haben. Erklärfilme schaffen genau das: gefühlte Klarheit.
Typische Einsatzfelder:
- SaaS-Produkte mit abstrakter Value Proposition
- Erklärungsbedürftige Dienstleistungen (Consulting, Fintech, Medizin)
- Onboarding-Prozesse, die Drop-offs reduzieren sollen
- Produktlaunches, bei denen Innovation statt Marke im Fokus steht
Ein Beispiel: Ein Fintech erklärt „Open Banking" nicht mit Buzzwords, sondern mit einer Alltagsszene – Nutzer, Problem, Lösung in 60 Sekunden. Kein Branding-Overkill. Keine Voice-over-Pathetik. Nur Klarheit.
Meine Beobachtung nach hunderten Projekten: Unternehmen, die Erklärfilme als „schnelle Werbevideos" behandeln, scheitern. Wer sie als Wissenstransfer-Tool begreift, gewinnt.
Mehr erfahren: Produktvorstellung mit Erklärfilm
Die strategischen Vorteile: Warum Erklärfilme im Marketing unverzichtbar sind
Erklärfilme sind keine Luxus-Assets. Sie sind Effizienz-Hebel. Und zwar messbar. Die drei Kern-Vorteile: Verständlichkeit, Aufmerksamkeit, Vertrauen.
Verständlichkeit: Studien zeigen, dass visuelle Informationen 60.000-mal schneller verarbeitet werden als Text. Klingt nach Marketing-Bullshit, ist aber neurobiologisch belegt. Bewegtbild aktiviert mehrere Sinneskanäle gleichzeitig – visuell, auditiv, emotional. Ein 90-Sekunden-Video transportiert mehr Kontext als drei Seiten Text. Nicht weil Text schlecht ist, sondern weil niemand drei Seiten liest.
Aufmerksamkeit: Die durchschnittliche Attention Span liegt bei 8 Sekunden. Ein Video bindet Nutzer länger als jede Headline. Warum? Weil Bewegung neurologisch priorisiert wird. Unser Hirn ist darauf trainiert, Bewegung als relevant zu bewerten. Ein statisches Bild? Wird gescannt. Ein Video? Wird angesehen.
Vertrauen: Menschen kaufen von Menschen. Ein Erklärfilm – auch animiert – erzeugt Nähe. Nicht durch Pathos, sondern durch Transparenz. Wer erklärt, statt zu pitchen, signalisiert: „Ich will, dass du verstehst." Das ist Vertrauensaufbau auf kognitiver Ebene.
Konkrete Zahlen aus unseren Projekten:
- Landingpages mit Erklärfilm: +86 % längere Verweildauer
- E-Mail-Kampagnen mit Video-Thumbnail: +21 % Öffnungsrate
- Produktseiten mit Erklärvideo: durchschnittlich +34 % Conversion
Ein SaaS-Kunde von uns hatte ein Problem: Zu viele Anfragen im Support, weil niemand das Onboarding verstand. Lösung: 2-Minuten-Erklärfilm im Dashboard. Support-Tickets: -42 %. Churn-Rate: -18 %. ROI nach acht Wochen.
Erklärfilme schaffen Klarheit. Und Klarheit reduziert Friction. Das ist kein Soft Skill – das ist harter Business-Impact.
Hier weiterlesen: KPI-Messung im Erklärvideo-Marketing
Integration in den Marketing-Funnel: Awareness, Consideration, Decision
Ein Erklärfilm ist kein Allzweck-Tool. Er wirkt unterschiedlich, je nachdem, wo im Funnel er eingesetzt wird. Wer Videos wahllos streut, verschenkt Potenzial.
Awareness-Phase: Hier geht es nicht um Produktfeatures, sondern um Problemerkennung. Der Nutzer weiß vielleicht nicht mal, dass er ein Problem hat. Ein Awareness-Erklärfilm benennt die Herausforderung – ohne Pitch. Beispiel: „Warum 70 % aller Onboarding-Prozesse scheitern" (für ein HR-Tech-Tool). Kein Logo, keine CTA, nur Kontext.
Consideration-Phase: Jetzt vergleicht der Nutzer Lösungen. Hier muss der Erklärfilm differenzieren. Nicht mit Buzzwords, sondern mit Mechanik. „Wie funktioniert X?" ist die zentrale Frage. Format: Produkt-Demo oder Feature-Walkthrough. Länge: 60–90 Sekunden. Ziel: Verständnis, nicht Conversion.
Decision-Phase: Der Nutzer ist kurz vor dem Kauf – aber unsicher. Hier wirken Testimonial-Videos, Case Studies oder FAQ-Formate. Ein Erklärfilm kann auch hier funktionieren, wenn er Einwände adressiert: „Wie sicher sind meine Daten?" oder „Was passiert nach dem Kauf?"
Mein Tipp aus der Praxis:
Erstelle nicht einen Erklärfilm, sondern eine Video-Serie – kurz, modular, funnel-spezifisch. Ein 90-Sekunden-Awareness-Video auf LinkedIn. Ein 2-Minuten-Feature-Video auf der Produktseite. Ein 60-Sekunden-FAQ-Video im Checkout.
Ein E-Commerce-Kunde hat das so gemacht: Drei Videos, drei Funnel-Stufen, ein konsistentes Story-Framework. Ergebnis: +27 % Conversion über den gesamten Funnel. Nicht weil die Videos brillant waren, sondern weil sie strategisch platziert waren.
Im Detail: Erklärfilme im Marketing-Funnel
Formate im Vergleich: Animation, Hybrid, Realfilm, Screencast
Nicht jedes Format passt zu jeder Botschaft. Die Frage „Welcher Stil?" ist keine Geschmackssache – sie ist strategisch.
Animation: Abstrakte Themen, komplexe Prozesse, erklärungsbedürftige Software. Animation visualisiert das Unsichtbare. Ein SaaS-Tool, das Datenströme optimiert? Schwer mit Realfilm zu zeigen. Mit Animation? Kein Problem. Vorteil: Kontrolle über jedes Detail, zeitlos, kein Alterungsprozess. Nachteil: Weniger emotionale Nähe als Realfilm.
Realfilm: Menschen, Testimonials, physische Produkte. Realfilm schafft Authentizität. Ein B2B-Dienstleister, der Vertrauen aufbauen will? Zeig den CEO. Ein Handwerks-Tool? Zeig es im Einsatz. Vorteil: Nähe, Glaubwürdigkeit. Nachteil: Hoher Produktionsaufwand, schnell veraltet (Logo-Änderung? Neues Video.).
Hybrid: Die Mischung aus beidem. Realfilm für Menschen, Animation für Prozesse. Funktioniert bei komplexen B2B-Themen, bei denen sowohl Expertise (Person) als auch Mechanik (Animation) gezeigt werden muss. Beispiel: Ein Logistik-Unternehmen zeigt den Geschäftsführer, der das Problem erklärt – und animierte Routen, die die Lösung visualisieren.
Screencast: Software-Demos, Tutorials, Onboarding. Ein Screencast zeigt die UI in Aktion. Vorteil: Schnell produziert, hochrelevant für SaaS. Nachteil: Wird schnell langweilig, wenn nicht gut geschnitten.
Entscheidungsmatrix:
- Abstrakt + komplex = Animation
- Persönlich + vertrauensbasiert = Realfilm
- Beides nötig = Hybrid
- Software-Demo = Screencast
Ein Healthcare-Startup wollte anfangs Realfilm – „wirkt seriöser". Problem: Das Produkt war eine App. Lösung: Hybrid. Arzt im Interview, animierte Patientenreise. Perfekt.
Zur Anleitung: Branding, Storytelling und Grafikstil
Storytelling: Emotional und informativ zugleich – kein Widerspruch
Storytelling ist kein Buzzword. Es ist Struktur. Und im Erklärfilm entscheidet diese Struktur über Wirkung oder Langeweile.
Das klassische Framework: Problem – Lösung – Nutzen. Klingt simpel, wird aber selten sauber umgesetzt. Warum? Weil Unternehmen ihre Lösung präsentieren wollen, bevor sie das Problem etabliert haben. Fataler Fehler.
Beispiel aus der Praxis: Ein Fintech will erklären, wie seine App Kreditanträge beschleunigt. Schlechte Version: „Unsere App nutzt KI, um Kreditentscheidungen in 48 Stunden zu treffen." Gute Version: „Du brauchst einen Kredit. Banken brauchen Wochen. Dein Projekt kann nicht warten. Was, wenn es anders geht?"
Der Unterschied? Die gute Version etabliert emotionale Relevanz vor der Lösung. Storytelling bedeutet: Den Zuschauer abholen, wo er steht – nicht, wo du stehen willst.
Drei Story-Prinzipien für Erklärfilme:
1. Show, don't tell: Visualisiere das Problem. Zeig den frustrierten User, nicht nur Text.
2. Eine Perspektive, ein Protagonist: Kein „Unternehmen X hilft vielen", sondern „Maria hat ein Problem."
3. Konflikt vor Lösung: Ohne Spannung keine Aufmerksamkeit. Zeig das Problem scharf, dann die Lösung.
Ein E-Learning-Kunde wollte anfangs eine „Feature-Tour". Ich hab gesagt: „Erzähl mir von einem Lehrer, der nachts Klausuren korrigiert." Wir haben die Story um diesen Moment gebaut. Das Video ging viral (relativ gesehen). Nicht weil es „kreativ" war, sondern weil es ein echtes Problem zeigte.
Emotion und Information schließen sich nicht aus. Im Gegenteil: Emotion macht Information merkbar.
Mehr erfahren: Customer Journey mit Erklärvideos
Länge und Struktur: Die Balance zwischen Interesse und Überforderung
Die häufigste Frage: „Wie lang soll das Video sein?" Die unbefriedigende Antwort: Es kommt darauf an. Die ehrliche Antwort: Meistens zu lang.
Die Faustregel: 60–90 Sekunden für Awareness, 90–120 Sekunden für Consideration, 120–180 Sekunden für Decision oder Tutorials. Aber Vorsicht: Das sind keine Gesetze, sondern Orientierungspunkte.
Ein Video muss so lang sein, wie es braucht, um die Kernbotschaft zu transportieren – und keinen Atemzug länger. Jede Sekunde, die keinen Mehrwert liefert, erhöht die Drop-off-Rate.
Strukturprinzip: Frontloading. Die wichtigste Info in die ersten 10 Sekunden. Warum? Weil 20 % der Zuschauer nach 10 Sekunden abspringen. Wenn sie bis dahin nicht wissen, worum es geht, sind sie weg.
Typische Struktur eines 90-Sekunden-Erklärfilms:
- 0–10 Sek.: Hook (Problem oder provokante Frage)
- 10–40 Sek.: Problem vertiefen (Kontext, Relevanz)
- 40–70 Sek.: Lösung vorstellen (Mechanik, nicht Features)
- 70–90 Sek.: CTA + Nutzen (Was jetzt passiert)
Ein häufiger Fehler: Zu viel Intro. „Wir sind Unternehmen X, seit 1987, mit Standorten in…" – irrelevant. Niemand schaut ein Video, um deine Firmengeschichte zu hören. Sie schauen, weil sie ein Problem haben.
Mein Tipp: Schreib das Skript. Lies es laut vor. Wenn du an irgendeiner Stelle denkst „Das könnte kürzer", dann mach es kürzer. Erklärfilme verzeihen keine Längen.
Ein Projekt-Beispiel: Ein Kunde wollte ein 4-Minuten-Video. Ich hab gesagt: „Niemand schaut das bis zum Ende." Wir haben es auf 90 Sekunden gekürzt – durch radikales Weglassen. Completion-Rate: 78 %. Das ursprüngliche Skript hätte bei 40 % gelegen.
Hier weiterlesen: Erklärfilm-Strategien für maximale Conversions
Platzierung: Landingpages, Social Media, Newsletter, Messen – wo wirkt was?
Ein Erklärfilm ist nur so gut wie seine Platzierung. Das beste Video bringt nichts, wenn es niemand sieht – oder am falschen Ort sieht.
Landingpages: Der Klassiker. Ein Video above the fold erhöht die Conversion um durchschnittlich 80 %. Warum? Weil es Verweildauer erzeugt und Komplexität reduziert. Aber: Das Video muss zum Page-Intent passen. Eine Awareness-Page braucht ein anderes Video als eine Pricing-Page.
Social Media: Kurz, nativ, ohne Sound. Die ersten 3 Sekunden entscheiden. Ein LinkedIn-Video braucht Untertitel (90 % schauen ohne Ton). Ein Instagram-Video braucht visuellen Punch in Sekunde 1. Plattform-spezifisch denken, nicht „ein Video für alles".
Newsletter: Videos in E-Mails erhöhen die Klickrate um 200–300 %. Aber: Du kannst kein Video in die Mail einbetten (funktioniert nicht zuverlässig). Nutze ein Thumbnail mit Play-Button, das auf eine Landingpage verlinkt. Der Trick: Das Thumbnail muss Neugier wecken, ohne zu spoilern.
Messen und Events: Erklärfilme auf Messeständen sind Besuchermagneten – wenn sie stumm laufen (Sound nervt) und visuell stark sind (Aufmerksamkeit aus 5 Metern Entfernung). Ein Loop von 60–90 Sekunden, klar strukturiert, keine Sales-Pitches.
Produktseiten: Ein Feature-Video auf der Produktseite reduziert Retouren (E-Commerce) und Support-Anfragen (SaaS). Warum? Weil Nutzer besser verstehen, was sie kaufen.
Meine Beobachtung: Unternehmen erstellen ein Video und verteilen es überall. Falsch. Ein Video, das auf LinkedIn funktioniert, funktioniert nicht im Newsletter. Ein Video, das auf der Homepage funktioniert, funktioniert nicht auf der Pricing-Page. Kontext schlägt Content.
Ein Beispiel: Ein B2B-Kunde hatte ein 2-Minuten-Erklärvideo. Auf der Startseite: Erfolg. Auf LinkedIn: Flop (zu lang). Lösung: Wir haben eine 30-Sekunden-Teaserversion für Social gemacht, die auf die Startseite verlinkt. LinkedIn-Engagement: +340 %.
Im Detail: Crossmediale Videostrategie
KPIs und Erfolgsmessung: Was du tracken musst – und was Bullshit ist
„Unser Video hat 10.000 Views!" – Schön. Und was bringt das? Views sind Vanity Metrics. Sie sagen nichts über Wirkung aus.
Die relevanten KPIs für Erklärfilme:
1. Completion Rate: Wie viele schauen das Video bis zum Ende? Unter 50 %? Das Video ist zu lang oder langweilig. Über 70 %? Gut gemacht.
2. Engagement Rate: Likes, Shares, Comments (bei Social). Zeigt, ob das Video resoniert.
3. Click-Through-Rate (CTR): Wie viele klicken nach dem Video auf die CTA? Das ist der Übergang von Interesse zu Aktion.
4. Conversion Rate: Wie viele, die das Video gesehen haben, werden zu Leads oder Käufern? Das ist die finale Metrik.
5. Time on Page: Verweildauer auf Seiten mit vs. ohne Video. Ein indirekter KPI, aber aussagekräftig.
Was du nicht tracken solltest:
- Reine View-Zahlen (ohne Kontext irrelevant)
- Impressions (sagt nichts über Interaktion)
- Video-Länge als Metrik (kurz ≠ besser, lang ≠ schlechter)
Ein Projekt-Beispiel: Ein SaaS-Kunde hatte ein Video mit 50.000 Views. Klang gut. Completion Rate: 22 %. Conversion: 0,8 %. Das Video war zu generisch, zu lang, zu unspezifisch. Wir haben es neu gemacht: 30.000 Views, 68 % Completion, 4,2 % Conversion. Weniger Views, mehr Impact.
Mein Tipp: Richte ein Tracking-Setup ein bevor du das Video veröffentlichst. Google Analytics Events, Heatmaps (Hotjar), A/B-Tests (Video vs. kein Video). Ohne Daten ist jede Diskussion über Erfolg Kaffeesatzleserei.
Ein weiteres Learning: Videos auf Landingpages sollten nach dem Fold getestet werden. Manchmal performt ein Video besser, wenn es nicht das erste Element ist – weil die Headline schon Kontext schafft.
Zur Anleitung: Erklärfilm-Integration in E-Mail-Kampagnen
Technische Herausforderungen: Mobile, Ladezeiten, Kompatibilität
Ein brillantes Video ist nutzlos, wenn es auf dem Smartphone nicht lädt. Technische Optimierung ist kein Nice-to-have – sie ist Grundvoraussetzung.
Mobile First: Über 70 % aller Videos werden auf Mobilgeräten angeschaut. Das bedeutet: Vertikale oder quadratische Formate für Social, große Text-Overlays (lesbar auf 5-Zoll-Screens), keine Details, die nur auf Desktop erkennbar sind.
Ladezeiten: Ein Video sollte unter 10 MB liegen (für Web). Größere Dateien verlangsamen die Page Speed – und Google straft langsame Seiten ab. Komprimierung ist Pflicht. Tools wie Handbrake oder cloudbasierte Dienste (Vimeo, Wistia) helfen.
Hosting: YouTube ist kostenlos, aber du hast keine Kontrolle (Ads, verwandte Videos, Tracking). Wistia oder Vimeo Pro bieten bessere Kontrolle, Custom Player, Lead-Capture-Formulare. Für Business-Anwendungen die bessere Wahl.
Autoplay: Funktioniert nur ohne Sound (Browser-Policy). Ein Autoplay-Video muss also visuell funktionieren – mit Untertiteln, klaren Bildern, ohne Abhängigkeit von Voice-over.
Barrierefreiheit: Untertitel sind nicht optional. Sie sind Standard. Nicht nur für Hörgeschädigte, sondern für alle, die ohne Sound schauen (90 % auf Social Media). Außerdem: Untertitel verbessern die SEO (Google crawlt Untertitel).
Ein häufiges Problem: Videos werden als MP4 hochgeladen, aber nicht responsive eingebunden. Auf Desktop sieht das gut aus, auf Mobile wird es abgeschnitten oder verzerrt. Lösung: Nutze responsive Video-Embeds (CSS aspect ratio) oder Player, die das automatisch machen.
Ein E-Commerce-Kunde hatte ein Video mit 30 MB Dateigröße auf der Startseite. Mobile Ladezeit: 8 Sekunden. Bounce Rate: 60 %. Wir haben die Datei auf 4 MB komprimiert (ohne sichtbaren Qualitätsverlust). Ladezeit: 1,2 Sekunden. Bounce Rate: 28 %.
Technik ist unsexy. Aber sie entscheidet über Erfolg oder Misserfolg.
Mehr erfahren: Erklärfilm als Landingpage-Element
Best Practices: Was funktioniert – und was Unternehmen falsch machen
Nach hunderten Projekten sehe ich immer wieder dieselben Muster. Erfolgreiche Erklärfilme haben Gemeinsamkeiten. Gescheiterte auch.
Was funktioniert:
- Klare Botschaft, ein Fokus: Ein Video, eine Kernaussage. Nicht drei Themen in 90 Sekunden quetschen.
- Protagonisten statt Features: Zeig einen Menschen mit einem Problem, nicht ein Produkt mit Features.
- Visuelle Konsistenz: Farben, Stil, Schrift – alles passt zur Brand Identity.
- CTA am Ende: Klar, konkret, umsetzbar. Nicht „Erfahre mehr", sondern „Jetzt kostenlos testen".
- Iteratives Testing: A/B-Tests mit verschiedenen Hooks, Längen, CTAs.
Was nicht funktioniert:
- Zu viel Intro: „Wir sind seit 30 Jahren…" – Nobody cares.
- Fachchinesisch: Buzzwords, Akronyme, Insider-Jargon – für dich klar, für den Zuschauer Bahnhof.
- Fehlender Hook: Die ersten 3 Sekunden sind generisch – der Zuschauer ist weg.
- Keine CTA: Das Video endet, und der Zuschauer denkt: „Okay, und jetzt?" – ohne klare nächste Schritte.
- Production Overkill: Zu viel Budget in Ästhetik, zu wenig in Botschaft. Ein schönes Video, das nichts sagt, ist nutzlos.
Ein Beispiel aus der Praxis: Ein Startup wollte ein Video mit Hollywood-Anspruch. Budget: 50.000 Euro. Animationen, 3D, Voice-over-Promi. Ergebnis: visuell beeindruckend, inhaltlich leer. Conversion: 1,1 %. Ein anderes Startup: 5.000 Euro, simpler 2D-Stil, klare Story. Conversion: 5,8 %.
Meine Beobachtung: Erfolgreiche Erklärfilme sind nie „perfekt". Sie sind klar. Klarheit schlägt Perfektion.
Ein weiterer Fehler: Unternehmen erstellen ein Video und lassen es liegen. Kein Relaunch, kein Update, keine Iteration. Ein Video sollte alle 12–18 Monate überarbeitet werden – nicht wegen Trends, sondern weil sich Botschaft, Zielgruppe oder Produkt ändern.
Im Detail: Leadgenerierung mit Erklärvideos
Erklärfilme auf Messen und Events: Der unterschätzte Besuchermagnet
Messen sind laut, chaotisch, überfüllt. Ein Erklärfilm kann in diesem Umfeld ein Aufmerksamkeits-Anker sein – wenn er richtig eingesetzt wird.
Der Unterschied zu Online-Videos: Auf einer Messe konkurrierst du nicht mit anderen Tabs im Browser, sondern mit 200 anderen Ständen. Das Video muss aus 5 Metern Entfernung wirken – ohne Sound. Das bedeutet: starke visuelle Sprache, große Schrift, klare Botschaft.
Best Practices für Messe-Videos:
- Loop-Funktion: Das Video läuft durchgehend, ohne manuelle Interaktion. Länge: 60–90 Sekunden.
- Stumm, aber verständlich: Untertitel, visuelle Klarheit. Kein Voice-over-Dependency.
- Kein Sales-Pitch: Auf der Messe geht es um Aufmerksamkeit, nicht um Verkauf. Das Video soll Neugier wecken, nicht abschließen.
- Call-to-Action auf dem Stand: Das Video endet mit „Komm vorbei" oder „Sprich uns an", nicht mit „Jetzt kaufen".
Ein B2B-Kunde hatte auf einer Messe ein generisches Produkt-Video laufen. Standbesucher: durchschnittlich. Wir haben ein Video gemacht, das eine provokante Frage stellt: „Warum scheitern 60 % aller Implementierungen?" – und dann visuell die Lösung zeigt. Standbesucher: +180 % im Vergleich zum Vorjahr.
Ein weiterer Tipp: Nutze das Video nicht nur auf dem Messestand, sondern auch im Nachgang. Schick es per Mail an Kontakte, die du auf der Messe gesammelt hast. Das Video wird zur Erinnerung – und zur Basis für Folgegespräche.
Messen sind teuer. Ein gut gemachtes Video amortisiert sich über Leads und Gespräche – wenn es strategisch eingesetzt wird.
Zur Anleitung: Erklärvideos auf Messen und Events
Content-Marketing-Integration: Erklärfilme als strategischer Baustein
Erklärfilme sind kein Ersatz für Content-Marketing. Sie sind ein Baustein. Und zwar ein mächtiger.
Das Problem vieler Content-Strategien: Zu viel Text, zu wenig Vielfalt. Blogposts, Whitepapers, Case Studies – alles textbasiert. Das ist nicht falsch, aber eindimensional. Video ergänzt Text, indem es andere Lerntypen anspricht.
Wie Erklärfilme in eine Content-Strategie passen:
- Pillar Content: Ein Erklärvideo als zentrales Asset, umgeben von Blog-Artikeln, die Teilaspekte vertiefen.
- Social Media Amplification: Das Video wird in kurze Clips zerschnitten und über LinkedIn, Instagram, Twitter verteilt.
- E-Mail-Nurturing: Videos in automatisierten Nurturing-Kampagnen – z. B. ein Onboarding-Video für neue Leads.
- Webinare und Präsentationen: Erklärfilme als Intro oder Zwischenelement, um Komplexität zu reduzieren.
Ein SaaS-Kunde hatte eine Content-Strategie mit 50+ Blogposts. Traffic: gut. Conversion: schwach. Wir haben drei Erklärfilme erstellt, die jeweils ein Hauptthema abdecken – und in den relevanten Blog-Artikeln eingebettet. Conversion aus diesen Artikeln: +40 %.
Mein Tipp: Denke in Multi-Format-Kampagnen. Ein Erklärvideo ist nie isoliert. Es ist der Kern, um den herum Text, Social Snippets, Infografiken kreisen.
Ein weiteres Beispiel: Ein Consulting-Unternehmen hat ein Video über „Digitale Transformation" erstellt. Dieses Video wurde:
- Als LinkedIn-Post geteilt (30-Sekunden-Teaser)
- In einen Blog-Artikel eingebettet (Full Video)
- Als Intro für ein Webinar genutzt
- In eine E-Mail-Serie integriert
Ergebnis: Ein Video, fünf Touchpoints, maximaler ROI.
Hier weiterlesen: Erklärfilme strategisch im Content-Marketing
Fazit
Marketing ohne Erklärfilm? Möglich. Aber ineffizient. Videos sind keine Deko. Sie sind Conversion-Hebel, Aufmerksamkeits-Magneten, Vertrauensbildner. Wenn sie strategisch eingesetzt werden.
Das Muster erfolgreicher Erklärfilm-Strategien ist immer dasselbe: Klarheit vor Kreativität. Kontext vor Content. Messung vor Bauchgefühl. Unternehmen, die Videos als isolierte Projekte behandeln, verschenken Potenzial. Unternehmen, die Videos als Teil eines Systems begreifen – Funnel, Touchpoints, KPIs – gewinnen.
Die Frage ist nicht, ob du Erklärfilme brauchst. Die Frage ist, wie lange du dir leisten willst, ohne sie zu arbeiten. Deine Konkurrenz tut es bereits.
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