Stell dir vor: Ein potenzieller Kunde landet auf deiner SaaS-Website, scrollt durch Feature-Listen und Funktionsbeschreibungen – und verlässt die Seite nach 30 Sekunden. Warum? Weil er einfach nicht verstanden hat, was deine Software eigentlich für ihn tut. Komplexe Automatisierungen, API-Integrationen, Multi-Tenant-Architekturen – das klingt für Techies spannend, für normale Menschen wie Hieroglyphen.
Genau hier kommen Erklärvideos ins Spiel. Die verwandeln abstrakte Software-Features in greifbare Geschichten, die jeder versteht. Ein Erklärvideo für SaaS-Produkte eignet sich hervorragend, um komplexe Funktionen anschaulich und verständlich zu präsentieren.
Der Nutzen steht über allem – nicht die Features
Das größte Problem bei SaaS-Erklärvideos? Unternehmen verlieben sich in ihre eigenen Features. Da wird minutenlang erklärt, wie das Dashboard aufgebaut ist, welche Buttons wo zu finden sind und wie toll die neue Filterfunktion ist. Aber mal ehrlich – wen interessiert das?
Deine Zuschauer wollen wissen: Was bringt mir das? Wie löst das mein Problem? Wie wird mein Arbeitstag dadurch einfacher?
Ein gutes SaaS-Erklärvideo startet nie mit "Unser Tool hat folgende Features", sondern mit "Kennst du das Problem, wenn…". Viele erfolgreiche SaaS-Erklärvideos adressieren zu Beginn klar die Pain Points der Zielgruppe und bieten dann die Lösung an. Die Features kommen später – als Lösung, nicht als Selbstzweck. Übrigens ist das auch ein wichtiger Aspekt beim Skript schreiben für Erklärvideos – die Problemstellung muss von der ersten Sekunde an klar sein.
Nimm zum Beispiel eine Marketing-Automation-Software. Statt zu erklären, wie komplex die Trigger-Logik aufgebaut ist, zeigst du: "Sarah aus dem Marketing muss jeden Morgen 200 E-Mails manuell versenden. Mit unserem Tool macht sie das jetzt in 5 Minuten." Boom. Problem verstanden, Lösung klar.
Abstrakte Prozesse sichtbar machen
Automatisierungen und Integrationen sind unsichtbar. Sie passieren im Hintergrund, in Datenbanken, zwischen Systemen. Wie machst du das visuell greifbar?
Metaphern sind dein bester Freund. Visuelle Metaphern können abstrakte SaaS-Konzepte in vertraute, leicht verständliche Bilder übersetzen. Eine API-Integration ist wie eine Brücke zwischen zwei Inseln. Ein Workflow ist wie eine Fabrik, in der Daten von Station zu Station wandern. Marketing-Automation funktioniert wie ein persönlicher Assistent, der nie schläft.
Ich arbeite gerne mit dem "Röntgenblick-Prinzip": Du zeigst die Oberfläche, dann blendest du um und zeigst, was dahinter passiert. Ein überzeugendes Skript ist das Herzstück jedes erfolgreichen SaaS-Erklärvideos. Der Nutzer klickt auf "Bericht erstellen" – und du visualisierst, wie das System Daten aus verschiedenen Quellen sammelt, verknüpft und aufbereitet. Das macht Komplexität erlebbar.
Besonders effektiv sind auch Datenfluss-Visualisierungen. Du lässt kleine Icons oder Partikel durch dein System wandern, zeigst Verbindungslinien zwischen verschiedenen Tools, machst Algorithmen zu kleinen Helferlein, die fleißig arbeiten.
Die richtige Dosierung finden
Hier wird's knifflig: Wie viel Detail ist zu viel? Wie wenig ist zu wenig?
Die Antwort hängt von deiner Zielgruppe ab. Ein CTO will andere Details sehen als ein Marketing-Manager. Aber es gibt eine goldene Regel: Ein Video, ein Hauptnutzen.
Die meisten Best-Practice-Beispiele für SaaS-Erklärvideos zeigen, dass die Conversion-Rate steigt, wenn du eine einzige zentrale Botschaft in den Mittelpunkt stellst. Versuch nicht, alle Features in einem Video zu packen. Das führt nur zu Informationsüberlastung. Lieber drei fokussierte Videos als ein überfrachtetes Monster.
Mein Lieblings-Framework dafür ist das 3-Layer-Prinzip:
- Was passiert (die sichtbare Aktion)
- Wie es funktioniert (ein Blick hinter die Kulissen)
- Warum es wichtig ist (der konkrete Nutzen)
Mehr braucht's oft nicht. Details kannst du immer noch in Folgevideos oder Tutorials vertiefen.
Stilmittel: Was funktioniert bei SaaS wirklich?
2D-Animation ist meist die beste Wahl für SaaS-Erklärvideos. Sie ist flexibel genug, um abstrakte Konzepte zu visualisieren, ohne zu technisch zu werden. Plus: Du bist nicht an echte UI-Screenshots gebunden und kannst idealisierte Versionen deiner Software zeigen. Wenn du mehr über die verschiedenen Animationstechniken erfahren willst, lohnt sich ein Blick auf die verschiedenen Stile und ihre Einsatzgebiete.
Screencasts funktionieren gut für konkrete Anwendungsfälle, aber nur wenn die Software wirklich intuitiv ist. Nichts ist langweiliger als ein 5-minütiger Klick-Marathon durch unübersichtliche Menüs.
UI-Mockups sind perfekt, wenn du neue Features ankündigst oder konzeptionelle Ideen erklärst. Du kannst zeigen, wie etwas aussehen wird, ohne schon alles programmiert zu haben.
Motion Graphics bringen Leben in trockene Datenvisualisierungen. Balkendiagramme, die wachsen, Kreisdiagramme, die sich drehen, Zahlen, die hochzählen – das macht Statistiken sexy.
Am besten funktioniert meist ein Mix. Du startest mit einer animierten Problemstellung, gehst über zu Motion Graphics für die Lösung und endest mit echten UI-Elementen für die konkrete Anwendung.
Der rote Faden bei Multi-Feature-Videos
Mehrere Funktionen in einem Video zu erklären, ohne den Überblick zu verlieren – das ist Kunst. Hier hilft die Reise-Struktur: Du folgst einem Nutzer durch seinen typischen Arbeitstag und zeigst, wie verschiedene Features an verschiedenen Punkten helfen.
"Sarah kommt morgens ins Büro und checkt erstmal ihr Dashboard [Feature 1]. Dann plant sie ihre Woche mit dem Kalendertool [Feature 2]. Nachmittags analysiert sie die Performance der letzten Kampagne [Feature 3]."
Übergänge sind entscheidend. Statt abrupt von Feature zu Feature zu springen, verbindest du sie durch die Nutzerreise. "Nachdem Sarah ihre Kampagne geplant hat, möchte sie natürlich auch wissen, wie erfolgreich sie war..."
Ein anderer Trick: Modularer Aufbau. Du strukturierst dein Video so, dass jeder Teil auch für sich stehen kann. Das macht es später einfacher, Ausschnitte für Social Media oder gezielte Werbekampagnen zu verwenden.
Sound und Voice: Die unterschätzten Helden
Bei SaaS-Videos wird das Audio oft stiefmütterlich behandelt. Großer Fehler. Ein professionelles Voiceover kann den Unterschied zwischen "langweilig" und "überzeugend" ausmachen.
Tempo ist alles. SaaS-Themen sind komplex, also sprich langsamer als normal. Aber nicht einschläfernd langsam – eher wie ein guter Lehrer, der sicherstellt, dass alle mitkommen.
Sounddesign macht abstrakte Aktionen hörbar. Ein sanftes "Ding" wenn Daten verknüpft werden, ein subtiles "Whoosh" wenn Automatisierungen starten. Das klingt vielleicht klein, aber es hilft dem Gehirn beim Verstehen.
Visuelle Metaphern funktionieren übrigens auch akustisch. Eine Integration klingt wie das Einrasten von Puzzleteilen. Ein Datenimport wie das Einfüllen von Wasser in einen Behälter.
Zwei Zielgruppen, ein Video – geht das?
Entscheider und Endnutzer haben unterschiedliche Bedürfnisse. Der CEO will ROI-Zahlen sehen, der Anwender will wissen, ob er damit klarkommt. Trotzdem kannst du beide in einem Video ansprechen.
Der Sandwich-Aufbau funktioniert gut: Du startest mit dem Business-Nutzen (für Entscheider), zeigst dann die konkrete Anwendung (für Nutzer) und endest wieder mit den Vorteilen (für beide).
Oder du arbeitest mit Perspektiv-Wechseln: "Für das Management bedeutet das 30% weniger Bearbeitungszeit. Für die Anwender bedeutet das: Endlich keine nervigen Doppeleingaben mehr."
Die häufigsten Stolperfallen
Fehler Nummer 1: Zu viel auf einmal zeigen wollen. Weniger ist mehr. Lieber drei Features richtig erklären als zehn oberflächlich anreißen.
Fehler Nummer 2: Bei der Technik anfangen statt beim Problem. Niemand interessiert sich für deine API, bevor er versteht, warum er sie braucht.
Fehler Nummer 3: Perfekte Software zeigen. Echte Nutzer haben echte Daten, nicht diese perfekten Demo-Datensätze. Zeig auch mal, wie dein Tool mit chaotischen Excel-Importen klarkommt.
Fehler Nummer 4: Den Zeitfaktor ignorieren. SaaS-Tools sparen Zeit – zeig das! Lass Uhren ticken, zeig Vorher-Nachher-Vergleiche, mach Zeitersparnis sichtbar.
Fehler Nummer 5: Fachsprache verwenden. Ja, deine Entwickler lieben Begriffe wie "RESTful API" und "Single Sign-On". Deine Kunden verstehen "verbindet sich automatisch mit anderen Tools" besser.
Die Magie liegt im Detail
Weißt du, was mir bei guten SaaS-Erklärvideos immer auffällt? Es sind die kleinen Dinge. Die Art, wie Daten durch das System fließen. Wie ein komplizierter Prozess plötzlich wie selbstverständlich aussieht. Wie abstrakte Software-Features zu greifbaren Lösungen werden.
Das passiert nicht von allein. Das ist das Ergebnis von durchdachter Planung, cleverer Visualisierung und dem Mut, komplexe Dinge einfach zu machen.
Mir fällt immer wieder auf: Die besten SaaS-Erklärvideos sind die, die du am Ende des Videos vergisst. Nicht weil sie schlecht waren, sondern weil du völlig im Verständnis aufgegangen bist. Du denkst nicht mehr an das Video – du denkst an die Lösung.
Am Ende geht es nicht darum, wie clever deine Software ist. Es geht darum, wie viel cleverer deine Kunden damit werden.