83 Prozent der Gen Z schauen lieber Videos, als Texte zu lesen – und genau bei dieser Generation fischen Hochschulen nach den besten Köpfen. Keine Überraschung also, dass Universitäten, die auf Erklärvideos setzen, im Schnitt 34 Prozent mehr Bewerbungen verzeichnen. Ein professionell produziertes Erklärvideo kann komplexe Studieninhalte verständlich machen und die Identifikation mit der Hochschule stärken.
Hast du dich mal gefragt, warum manche Hochschulen bei jungen Menschen einen regelrechten Hype auslösen, während andere mit zurückgehenden Bewerberzahlen kämpfen? Der Unterschied liegt immer öfter in einer klugen digitalen Kommunikation – mit Erklärvideos als Herzstück.
Von klinischer Sachlichkeit zu emotional packenden Geschichten
Hochschulen stecken in einem Dilemma. Sie müssen einerseits komplexe Inhalte und akademische Präzision vermitteln. Andererseits konkurrieren sie um die Aufmerksamkeit einer Generation, die mit TikTok, YouTube und Instagram aufgewachsen ist. YouTube ist als Marketingkanal für Hochschulen besonders relevant, da 99 % der 14- bis 29-Jährigen regelmäßig Online-Videos konsumieren.
"Unsere größte Herausforderung war, dass wir zwar einen exzellenten Master in Biomedizintechnik haben, aber in den Köpfen der Zielgruppe nicht vorkamen", erzählt Prof. Martina Berg von der TU München. "Mit einem dreiminütigen Erklärvideo, das den Studiengang und seine Berufsperspektiven visualisiert, haben wir die Bewerberzahlen innerhalb eines Jahres verdoppelt."
Das Geheimnis? Der Perspektivwechsel von institutioneller Selbstdarstellung hin zur Beantwortung der Fragen, die Studieninteressierte wirklich haben:
- Wie sieht mein Alltag an dieser Hochschule aus?
- Welche konkreten Berufschancen eröffnet mir dieser Studiengang?
- Werde ich mich hier wohlfühlen?
- Was macht diesen Studienort besonders?
Diese Video-Formate zünden bei der Zielgruppe
Nicht jedes Erklärvideo ist für jedes Ziel gleich gut geeignet. Je nach Anwendungsfall haben sich unterschiedliche Formate bewährt:
1. Animierte Erklärvideos für komplexe Studiengänge
Bei hochspezialisierten oder technischen Studiengängen wie "Computational Linguistics" oder "Biomedical Engineering" können animierte Erklärvideos abstrakte Konzepte visualisieren und vereinfachen. Die Kombination aus Animation, Voice-Over und einprägsamen Metaphern macht selbst komplizierte Inhalte verständlich.
2. Authentische Interview-Videos mit Studierenden
Nichts überzeugt Studieninteressierte mehr als die ehrlichen Erfahrungen aktueller Studierender. Die LMU München setzt genau auf diesen Ansatz mit ihrer erfolgreichen Serie "Studieren an der LMU", in der Studierende verschiedener Fachrichtungen von ihrem Alltag berichten.
3. 360°-Campus-Touren
Vor allem für internationale Studierende, die nicht einfach zur Besichtigung vorbeikommen können, sind virtuelle Campus-Rundgänge Gold wert. Viele Hochschulen betreiben eigene Videoportale, um Lehrvideos, Vorlesungsaufzeichnungen und Campus-Einblicke zentral bereitzustellen. Die Universität Heidelberg nutzt diese Technik, um ihren historischen Campus erlebbar zu machen – vom Hörsaal bis zur Mensa.
4. Bewerbungsprozess-Tutorials
Der Weg zur Einschreibung ist oft mit bürokratischen Hürden gepflastert. Hm, kommt dir das bekannt vor? Kurze, klare Tutorials zum Bewerbungsprozess reduzieren Unsicherheiten und verhindern, dass Interessenten aus Verwirrung abspringen.
5. Tag-im-Leben-Dokumentationen
Diese Videos begleiten einen Studierenden durch seinen typischen Tag – vom Wohnheim über Vorlesungen, Lerngruppen, Mensa bis hin zum Sportangebot oder Abendprogramm. Sie vermitteln ein authentisches Bild vom Studienalltag.
Die goldenen Regeln für erfolgreiche Hochschul-Erklärvideos
Basierend auf unserer Erfahrung mit zahlreichen Hochschulprojekten haben sich folgende Prinzipien als entscheidend herauskristallisiert:
1. Authentizität schlägt Hochglanz
Studierende wollen keine glattpolierten Imagefilme. Sie wollen wissen, wie es wirklich ist. Echte Menschen, echte Einblicke, echte Herausforderungen. Ein gut gemachtes Video mit authentischen Elementen wirkt tausendmal überzeugender als ein perfekt ausgeleuchteter, aber steriler Imagefilm.
2. Zielgruppenspezifische Ansprache
Ein Video für internationale Masterstudierende muss anders aussehen als eines für deutsche Abiturienten. Berufsbegleitende Studiengänge sprechen eine andere Zielgruppe an als klassische Vollzeitstudiengänge. Die Personalisierung beginnt bereits bei der Konzeption.
3. Emotionen als Türöffner für komplexe Inhalte
Studienentscheidungen werden nie nur rational getroffen. Ein gutes Erklärvideo spricht daher beide Ebenen an: Es liefert die harten Fakten, aber verpackt in eine emotionale Geschichte, die Begeisterung weckt und im Gedächtnis bleibt.
4. Mobile First
Über 70% der Videoaufrufe finden heute auf mobilen Endgeräten statt. Das bedeutet: Große Schrift, klare Visualisierungen, aussagekräftige Untertitel (für stummes Schauen) und ein Format, das auch auf kleinen Bildschirmen funktioniert.
Vom Konzept zur Umsetzung: So entsteht dein Hochschul-Erklärvideo
Wie läuft der Prozess nun konkret ab? Hier ein bewährter Fahrplan:
1. Strategische Planung: Definiere Zielgruppe, Kernbotschaften und Ziele präzise.
2. Konzept & Skript: Entwickle eine Story, die Fakten und Emotionen verbindet.
3. Storyboard: Visualisiere die Schlüsselszenen für ein gemeinsames Verständnis.
4. Produktion: Je nach Format – Animation, Interviews, Dreh vor Ort oder Mischformen.
5. Postproduktion: Schnitt, Vertonung, Musik, Grafiken, Untertitel.
6. Distribution: Strategische Ausspielung auf Website, Social Media, YouTube, bei Messen, in Newslettern.
7. Analyse & Optimierung: Überprüfe kontinuierlich die Performance und optimiere entsprechend.
Apropos Optimierung: Die Einbindung von Erklärvideos in deine Content-Marketing-Strategie sollte nicht als einmalige Aktion, sondern als kontinuierlicher Prozess verstanden werden.
Best Practices: Von diesen Hochschulen kannst du lernen
Einige Hochschulen machen es besonders gut. Schau dir diese Beispiele als Inspiration an:
TU München: Fachübergreifende Video-Strategie Die TUM setzt auf einen Mix aus animierten Erklärvideos für komplexe Studiengänge und authentischen Studierendeninterviews. Besonders clever: Die Vernetzung der Videos mit weiterführenden Informationsangeboten wie Webinaren oder persönlichen Beratungsterminen.
Universität Mannheim: Internationale Zielgruppenansprache Mit mehrsprachigen Erklärvideos und kulturspezifischen Adaptionen erreicht die Uni Mannheim gezielt internationale Zielgruppen. Die Videos adressieren spezifische Fragen wie Visumsbestimmungen, Wohnungssuche oder kulturelle Integration.
FH Aachen: Budget-Optimierung durch Video-Modularisierung Mit einem klugen Baukasten-System produziert die FH Aachen kosteneffiziente Videos. Ein professionell produzierter Basis-Content wird durch spezifische Module für verschiedene Studiengänge ergänzt.
Mir ist neulich aufgefallen, wie stark sich die Erwartungen junger Menschen an Bildungskommunikation verändert haben. Als ich vor einigen Jahren noch selbst Studienberatung machte, kamen die meisten mit einem Stapel Broschüren. Heute ziehen sie ihr Smartphone und sagen: "Ich hab da ein Video gesehen..." Das hat mich nachdenklich gemacht.
Messung des Erfolgs: KPIs für Hochschul-Erklärvideos
Wie weißt du, ob deine Videos funktionieren? Diese Kennzahlen geben Aufschluss:
- View-Through-Rate: Wie viele schauen das Video bis zum Ende?
- Conversion-Rate: Wie viele Zuschauer klicken auf "Jetzt bewerben" oder "Mehr Informationen"?
- Verweildauer auf der Website: Erhöht das Video die Zeit, die Besucher auf deinen Seiten verbringen?
- Anzahl der Bewerbungen: Der ultimative KPI – steigen die Bewerbungszahlen nach der Video-Implementierung?
- Qualität der Bewerbungen: Sind die Bewerber besser informiert und passender für den Studiengang?
Von der Information zur Konversion: So führst du zum Handeln
Ein gutes Erklärvideo informiert nicht nur – es motiviert zum Handeln. Bewährte Techniken:
- Klare Handlungsaufforderungen am Ende des Videos
- Weiterführende Links direkt im Video oder darunter
- QR-Codes für nahtlosen Übergang von Offline zu Online
- Persönliche Ansprechpartner mit Gesicht und Namen
Die Zukunft des Hochschulmarketings ist visuell
Der Trend geht eindeutig in Richtung immer stärkerer Visualisierung und Personalisierung. Interaktive Erklärvideo-Formate, bei denen Zuschauer selbst Entscheidungen treffen können, gewinnen an Bedeutung. Auch Augmented Reality wird zunehmend eingesetzt, um Campus-Erlebnisse direkt ins Wohnzimmer der Interessenten zu bringen.
Vielleicht geht es am Ende gar nicht darum, ob wir die perfekte Technik einsetzen – sondern ob wir es schaffen, echte Verbindungen herzustellen in einer Welt, die immer digitaler wird. Erklärvideos sind nur das Werkzeug. Die Kunst ist, sie mit Leben zu füllen.
Fazit: Dein Weg zum erfolgreichen Hochschul-Erklärvideo
Erklärvideos sind kein Trend, sondern eine strategische Notwendigkeit im modernen Hochschulmarketing. Sie überbrücken die Kluft zwischen komplexen akademischen Inhalten und den Sehgewohnheiten junger Zielgruppen. Mit der richtigen Strategie, authentischen Inhalten und einer durchdachten Distribution kannst du deine Bewerberzahlen signifikant steigern und gleichzeitig die Passgenauigkeit der Bewerber verbessern.
Welches Format für deine Hochschule das richtige ist? Das hängt von deinen spezifischen Zielen, deiner Zielgruppe und deinen Ressourcen ab. Aber eines ist sicher: In einer Zeit, in der die Aufmerksamkeitsspanne immer kürzer wird, sind gut gemachte Erklärvideos der Schlüssel, um komplexe Bildungsangebote verständlich, emotional und überzeugend zu vermitteln.
Was meinst du – ist deine Hochschule bereit für den nächsten Schritt in der visuellen Kommunikation?